„Bin ich nicht schon zu alt, um Organe zu spenden?“

Die Regionalgruppe Südbaden bei den Gesundheitstagen Bodensee 2020 in Konstanz
von Bruni Mangold, Allensbach

Vom 7. bis 8. März fanden zum zweiten Mal die größten Gesundheitstage im Bodenseeraum in Konstanz statt. Mit 60 Ausstellern repräsentiert sie öffentliche regionale und lokale Institutionen im Gesundheitswesen wie das Landratsamt und den Gesundheitsverbund Konstanz sowie Kliniken, Vertreter von medizinischem Zubehör, Sporttrainings und unterschiedliche medizinische oder psychologische Beratung. Wie bei vielen solcher Veranstaltungen nimmt auch die Zahl der Stände zu, die naturheilkundliche und esoterischen Verfahren, Lebensmittelzusätze und Heilgeräte anbieten.

Zusätzlich wurde an beiden Tagen auf einer kleinen Bühne Gespräche mit Experten geführt und in kurzen Vorträgen verschiedenste medizinische Themen erläutert.

Die Regionalgruppe Südbaden des BDO e.V. war mit einem Stand vertreten, an dem Burkhard Tapp, Leiter der Regionalgruppe Südbaden, seine Stellvertreterin Ulrike Reitz-Nave, sowie ich als lokales BDO-Mitglied Interessierte über die Arbeit der Regionalgruppe und des BDO e.V. und allgemein über das Thema Organspende informierten. Am Sonntagnachmittag fand auf der Expertenbühne im Ausstellungsbereich ein Podiumsgespräch unter dem Titel „Leben schenken: Organspende – eine Frage für jedes Alter!“ statt. Georg Filser, Moderator bei SWR 4, führte das Gespräch mit Burkhard Tapp und mir, in dem es auch um die eigenen Erfahrungen als Organempfänger bzw. als Lebendspenderin ging. Aus dem Publikum kam dankenswerter Weise die Frage nach einer Altersgrenze für potentielle Organspender. Unsere Erläuterung, dass der älteste Organspender in Deutschland bisher 98 Jahre alt war und Nieren und Leber spenden konnte, beeindruckte das Publikum.

Anfang März hatte das Corona-Virus bereits Deutschland erreicht und auch in Konstanz waren zu dieser Zeit bereits viele Veranstaltungen abgesagt worden. Die Gesundheitstage fanden statt, aber mit etwa 60 % weniger Besuchern als im Vorjahr. Als am Samstagmittag feststand, dass es auch einen Corona-Infizierten im Landkreis Konstanz gibt, verringerte sich der Besucherstrom nochmals.

Das Thema Corona-Virus war aufgrund der aktuellen Lage in aller Munde und an verschiedenen Ständen konnte Auskunft über die Verbreitung des Virus und passende Vorsichtsmaßnahmen gegeben werden. Zwei Institutionen des Landratsamtes Konstanz boten die Möglichkeit zum Selbsttest, ob man die Händedesinfektion richtig durchgeführt hat. Dazu hatten sie dem Händedesinfektionsmittel ein anderes Mittel zugefügt, das dafür sorgt, dass das Ergebnis unter Schwarzlicht sichtbar wird und anschaulich zeigt, ob man sich die Hände richtig desinfiziert hat. Dabei wurde schnell ersichtlich, dass gerade der Handrücken, die Fingerkuppen und die Fingerzwischenräume nicht genügend mit Händedesinfektionsmittel in Kontakt kamen (siehe Foto).

An unserem Stand konnten wir – trotz der verringerten Besucherzahl – viele gute Gespräche führen und wurden dabei fast immer mit der Aussage konfrontiert: „Ich bin doch schon zu alt für eine Organspende. Wer will denn meine Organe noch?“ Ein guter Gesprächsbeginn für uns BDO-Mitglieder, konnten wir doch im Einzelnen erklären, dass eine Organspende nicht vom Alter abhängt, sondern nur von der gesundheitlichen Verfassung der Organe. Gerade das Beispiel sehr alter Organspender ließ unsere Standbesucher aufhorchen und vielfach Organspendeausweise ausfüllen. Gerade durch den persönlichen Kontakt mit uns Organspendern und -empfängern ließen sich manche Menschen auf ein Gespräch ein, die gegen Organspende waren oder andere Vorstellungen davon hatten. Im Landkreis Konstanz gibt es wenig Transplantierte und das Thema ist nicht sehr bekannt.

Ein zweiter Themenkomplex, der mit uns besprochen wurde, war die aktuelle gesetzliche Situation zur Entscheidungslösung und das neu aufzubauende Onlineregister. Hierzu gab es viele Fragen, die Herr Tapp und Frau Reitz-Nave kompetent und ausführlich beantworten konnten.

Auch wenn weniger Besucher als erhofft kamen, hatten wir als Standteam viel Spaß miteinander. So nutzten wir die Besucherpausen dazu viele Themen miteinander auszutauschen.

Die Teilnahme der Regionalgruppe Südbaden an den diesjährigen Gesundheitstagen Bodensee war nur aufgrund der von uns beantragten und durch die AOK Hochrhein-Bodensee genehmigten Projektförderung möglich. Für die finanzielle Unterstützung bedanken wir uns an dieser Stelle.