Warum können Menschen mit der Blutgruppe 0 nur Organe von Spendern der gleichen Blutgruppe erhalten?
Sandra Zumpfe
Welche Merkmale werden zwischen Spender und Empfänger bestimmt, und welche Rolle spielen HLA-Labore in diesem Prozess? Diese und viele weitere Fragen hat Frau Dr. Andreas Dick aus dem HLA-Labor in Großhadern in einem informativen Online-Seminar des Bundesverbandes der Organtransplantierten e.V. (BDO) beantwortet.
Das HLA-Labor: Ein Schlüssel für erfolgreiche Transplantationen
HLA-Labore spielen eine entscheidende Rolle bei Organtransplantationen, da sie die Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger genauestens analysieren. HLA, oder Human Leukocyte Antigen, ist ein System von Proteinen, das bei jedem Menschen einzigartig ist und eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielt. Diese Proteine sind es, die der Körper erkennt, um zu entscheiden, ob ein Organ als „selbst“ oder „fremd“ eingestuft wird. Ein HLA-Labor untersucht diese Proteine, um die besten Matches zwischen Spendern und Empfängern zu finden.
In ihrem Vortrag erläuterte Frau Dr. Dick detailliert, wie das Labor arbeitet und warum es für Transplantationen unerlässlich ist. Der Fokus liegt darauf, Abstoßungsreaktionen zu minimieren, indem möglichst viele HLA-Merkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das transplantierte Organ langfristig funktioniert und keine Abstoßung hervorruft.
Die Herausforderung der Blutgruppe 0
Besonders spannend ist die Rolle der Blutgruppen bei der Organtransplantation. Menschen mit der Blutgruppe 0 gelten als universelle Spender für Blut, doch bei Organtransplantationen sieht es anders aus. Sie können nur Organe von Spendern mit der gleichen Blutgruppe empfangen. Der Grund liegt in den Antigenen: Die Blutgruppe 0 trägt keine Antigene auf den roten Blutkörperchen, während andere Blutgruppen A, B oder AB Antigene tragen, die vom Immunsystem der Blutgruppe 0 als fremd erkannt und angegriffen würden. Dies macht die Suche nach einem passenden Spender für Patienten mit Blutgruppe 0 besonders schwierig und erklärt, warum sie auf Spender der gleichen Blutgruppe angewiesen sind.
Wie der Körper Antikörper bildet
Ein weiterer faszinierender Aspekt, den Frau Dr. Dick beleuchtete, ist die Bildung von Antikörpern im Körper. Antikörper sind Proteine, die das Immunsystem produziert, um fremde Substanzen zu erkennen und zu neutralisieren. Sobald ein Organ transplantiert wird, kann das Immunsystem des Empfängers es als fremd betrachten und Antikörper gegen die HLA-Merkmale des Spenders entwickeln. Diese Reaktion kann zu einer Abstoßung führen, weshalb HLA-Merkmale sorgfältig geprüft werden müssen.
Laiengerechte Erläuterungen und wertvolle Einblicke
Das Online-Seminar war eine bereichernde Erfahrung für alle teilnehmenden BDO-Mitglieder. Frau Dr. Dick gelang es, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu erklären und dabei das große Engagement ihres Teams im HLA-Labor hervorzuheben. Die Arbeit in solchen Laboren ist von entscheidender Bedeutung, um eine hohe Übereinstimmung zwischen Spendern und Empfängern sicherzustellen und somit die Erfolgsaussichten von Transplantationen zu verbessern.
Interesse an der Aufzeichnung?
Mitglieder des BDO, die das Seminar verpasst haben oder sich die Inhalte erneut ansehen möchten, können die Aufzeichnung anfordern. Senden Sie dazu eine E-Mail an sandra.zumpfe@bdo-ev.de. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um tiefere Einblicke in die Welt der Transplantationsmedizin zu erhalten und zu verstehen, wie HLA-Labore zur Rettung von Leben beitragen.
Dieser Vortrag war nicht nur informativ, sondern auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie medizinisches Wissen zugänglich gemacht werden kann – eine Bereicherung für alle, die direkt oder indirekt von Organtransplantationen betroffen sind.