Bello, Miez und Co.: Fakten zur Haustier-Haltung nach der Transplantation

Mareike Krull 

In meiner Funktion als Transplantationspflegefach­kraft habe ich unter anderem die Aufgabe, Patient:in­nen auf ihren Alltag nach einer Organtransplantation vorzubereiten. Dazu eine kleine Anekdote:

„Frau M. hatte vor 23 Tagen eine Lebertransplan­tation erhalten und sollte nun entlassen werden. Über viele Verhaltensregeln nach einer Organ­transplantation hatte sie sich in Gesprächen mit Pflegepersonal und Ärzt:innen informiert und umfassend belesen. Einzelne Themenbereiche wie Medikamenteneinnahme und Ernährung nach Organtransplantation wurden geklärt. Als ich mit ihr nochmals die wichtigsten Punkte be­sprechen wollte, sagte die Patientin plötzlich: „Und der Hund ist auch schon anderweitig unter­gebracht.“ Dass ein Hund im Haushalt lebt, war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Sprache gekommen. Die Patientin war davon ausgegan­gen, dass Haustiere abgeschafft werden müssen, wenn ein Familienmitglied eine Organtransplan­tation erhalten hat“.

Sicher, das Leben nach einer Organtransplantation bringt Änderungen im Alltag mit sich. Und auch in Bezug auf im Haushalt lebende Haustiere gibt es eini­ges zu beachten. Abgeschafft werden müssen die Tiere nicht; der positive psychologische Effekt, den das Zu­sammenleben mit Haustieren bringt, ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen und sollte nicht unterschätzt werden.

Doch Zoonosen, also vom Tier auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheiten, sind eine reelle Gefahr, besonders für immunsupprimierte Menschen. Es gilt also, sich hinreichend über mögliche Gefahren zu informieren und dementsprechend durch hygieni­sche Maßnahmen zu schützen.

Folgende Verhaltensre­geln sollten unbedingt beachtet werden:

  • Keine „Streuner“ und unbekannte bzw. fremde Tiere anfassen und streicheln.
  • Tiere regelmäßig tierärztlich untersuchen lassen; auf aktuellen Impfstatus und regelmäßige Wurmkuren achten (auch „Stubentiger“ müssen regelmäßig ent­wurmt werden).
  • Haustiere nicht im eigenen Bett schlafen lassen.
  • Bei Anzeichen einer Erkrankung Ihres Tieres sollte sofort ein:e Tierärzt:in aufgesucht werden.
  • Hunde sollten regelmäßige Fellpflege erhalten und auf Flöhe und Zecken untersucht werden.
  • Nach jedem Kontakt mit Tieren Hände waschen. Die Tiere nicht küssen, möglichst nicht mit dem Speichel von Tieren in Kontakt kommen (sich nicht ablecken lassen); Tierspeichel enthält zahlreiche Bakterien, die im menschlichen Körper gefährliche Infektionskrankheiten auslösen können, zum Bei­spiel Hautinfektionen, Blutvergiftungen, Knochen- und Hirnhautentzündungen.
  • Aus diesem Grund ist bei Katzen- und Hundebissen umgehend ärztliche Versorgung aufzusuchen; schon bei kleinen Verletzungen sollte eine antibiotische Behandlung erfolgen.
  • Achten Sie nicht nur auf den Impfstatus Ihres Tieres, auch Ihr eigener Impfstatus sollte, besonders in Be­zug auf Tetanus, aktuell sein.
  • Hunde- und Katzendecken regelmäßig auf mindes­tens 60°C waschen, Trink- und Futternäpfe täglich reinigen.
  • Das Wasser in Trinknäpfen täglich erneuern.
  • Tierfutter separat von den eigenen Lebensmitteln aufbewahren; bei Frischfleisch unbedingt auf das Haltbarkeitsdatum achten.
  • Bei Symptomen wie Fieber und/oder Durchfall sa­gen Sie Ihren behandelnden Ärzt:innen, dass Sie ein Haustier haben, dann kann eine spezielle Erreger­diagnostik durchgeführt werden.
  • Für alle Käfige, Ställe, Terrarien und Katzentoiletten gilt: Bitte nicht durch immunsupprimierte Personen reinigen lassen! Sollte dies nicht möglich sein, un­bedingt Mundschutz und Handschuhe bei der Rei­nigung tragen!

Der Grund hierfür ergibt sich aus folgenden Hinweisen, die transplantierte Haustierhalter:innen wissen sollten:

  • Katzen: Der Erreger Toxoplasma gondii wird mit dem Kot von Katzen ausgeschieden, und zwar nicht nur bei „Freigängern“, auch bei „Stubentigern“ kann dies möglich sein. Der Mensch kann sich mit dem Erreger infizieren und in Folge an Toxoplasmose er­kranken. Das kann zu ernsthaften Komplikationen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen füh­ren; besonders, wenn die erste Erkrankung nach der Transplantation auftritt. Durch einen Bluttest kann die transplantierte Person prüfen lassen, ob sie be­reits in der Vergangenheit Toxoplasmose hatte. Diese kann zwar erneut auftreten, hat dann aber in der Re­gel einen milderen Verlauf.
  • Kaninchen: In freier Natur würde ein Kaninchen nie­mals in der Nähe seines Kotablageplatzes schlafen; in einem Stall ist dies aufgrund der räumlichen Be­grenzungen nicht möglich. Kaninchen haben einen sehr schnellen Stoffwech­sel und setzen dement­sprechend häufig Kot ab. In einem durch Kot und Urin verschmutz­ten Bodenbelag füh­len sich Ungeziefer und Parasiten, zum Beispiel Milben, sehr wohl; sie können Krank­heiten bei Tier und Mensch hervorrufen – insbe­sondere dann, wenn sie immun­supprimiert sind. Also den Stall stets sauber halten und saugfähiges Streu verwenden.
  • Vögel: Vögel können Psittakose übertragen, die soge­nannte Papageienkrankheit. Der Erreger ist das Bak­terium Chlamydia psittaci und wird über den Kot der Vögel ausgeschieden. Er kann beim Menschen Lungenentzündung hervorrufen. Vogelkäfige bedür­fen besonderer Hygiene; die Reinigungsintervalle sollten kurzgehalten werden, die Bodenschale mög­lichst mit heißem Wasser säubern. Nicht im gleichen Raum schlafen, in dem sich der Vogelkäfig befindet.
  • Reptilien: Das Substrat in Terrarien regelmäßig er­setzen. Futter und Trinkwasser täglich erneuern und die Näpfe und Schalen gründlich reinigen (viele Reptilien setzen ihren Kot bevorzugt im Wasser ab). Auch eine gute Durchlüftung sowie eine UV-Be­strahlung helfen, die Erregerzahl im Terrarium ge­ring zu halten.

Übrigens: Frau M. ist mittlerweile seit zwei Jahren transplantiert. Wenn ich im Rahmen der Jahreskont­rolluntersuchung mit ihr spreche, freue ich mich im­mer, wenn sie glücklich und strahlend von ihrem Hund berichtet, der das Familienleben bereichert und für viel Freude sorgt.

Mareike Krull ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und seit 2009 im Universitätskrankenhaus Hamburg- Eppendorf angestellt. Von 2012 bis 2018 hat sie auf der Transplantationsstation für Leber- und Nierentransplan­tation gearbeitet und hat 2015-2017 die Fachweiterbil­dung zur Transplantationspflegefachkraft absolviert. Seit 2018 ist sie für Nachsorge und Patient:innenschulungen nach Lebertransplantation in der Lebertransplantations­ambulanz des UKE zuständig