v.L. Oberbürgermeister Martin Horn, Dr. Christina Schleicher, Geschäftsführende Ärztin der Region Baden-Württemberg der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg, Burkhard Tapp vom Bundesverband der Organtransplantierten e.V., Regionalgruppe Südbaden.
Gemeinsame Initiative von Stadt Freiburg, Universitätsklinikum Freiburg, Bundesverband der Organtransplantierten und mehr als 20 Akteuren aus Sport, Wirtschaft und Gesellschaft wirbt für die Entscheidung in Sachen Organspende
Schirmherr ist Oberbürgermeister Martin Horn
Eine Organ- oder Gewebespende kann nach dem Tod Leben retten. Doch noch immer haben die Wenigsten festgehalten, ob eine Spende für sie in Frage kommt. Das zu ändern ist das Ziel der Initiative #FreiburgEntscheidetSich, die am Montag, 8. April 2024 angelaufen ist. Die Kampagne wird vom Universitätsklinikum Freiburg, der Stadt Freiburg und dem Bundesverband der Organtransplantierten getragen. Mehr als 20 Akteure aus Sport, Wirtschaft und Gesellschaft haben sich der Initiative angeschlossen. Gemeinsames Ziel ist es, möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, sich beim Thema Organ- und Gewebespende zu entscheiden, die Entscheidung zu dokumentieren und mit anderen darüber zu sprechen. Schirmherr ist Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn. Geplant sind Aktionen, Info-Veranstaltungen, Social-Media-Aktivitäten und vieles mehr. Die Kampagne läuft bis 30. September. Neue Partner sind jederzeit willkommen. Aktuelle Informationen finden sich unter www.freiburgentscheidetsich.de
„Wir wollen mit der Kampagne einen Denkanstoß geben. Denn das Thema Organspende darf kein Tabu mehr sein. Jede und jeder sollte sich darüber informieren und dann eine persönliche Entscheidung treffen. Das ist für viele unserer Mitmenschen überlebenswichtig“, sagt Oberbürgermeister Martin Horn.
Nach einer Umfrage der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stehen 84 Prozent der Befragten einer Organspende offen gegenüber. „Auf unseren Intensivstationen stellen wir leider fest, dass gerade einmal jeder Siebte seinen Willen zur Organspende schriftlich festgehalten hat“, sagt Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg. „Eine klar dokumentierte Entscheidung entlastet die Angehörigen und kann potenziell Leben retten. Darum gilt: Entscheidend ist, dass sich jeder entscheidet. Hier kann das digitale Organspenderegister eine wichtige Rolle spielen. Es ist ein starkes Zeichen, dass die Kampagne #FreiburgEntscheidetSich von so vielen Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft getragen wird.“
Burkhard Tapp vom Bundesverband der Organtransplantierten e.V., Regionalgruppe Südbaden, teilt seine persönliche Perspektive: „Mir hat die Organspende bis heute 22 Lebensjahre geschenkt. In meiner monatlichen Sprechstunde im Universitätsklinikum erlebe ich, dass die Entscheidung für eine Organspende für schwer kranke Patientinnen und Patienten überlebenswichtig ist. #FreiburgEntscheidetSich erinnert uns auch daran, dass hinter jeder Statistik ein Leben steht, eine Familie, eine Geschichte. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass mehr dieser Geschichten ein glückliches Ende finden.“
Dr. Christina Schleicher, Geschäftsführende Ärztin der Region Baden-Württemberg der Deutschen Stiftung Organtransplantation, spricht die Dringlichkeit an: „Wir konnten die Organspendezahlen in Baden-Württemberg dank des großen Engagements aller Beteiligten bei der Erkennung potenzieller Organspender zuletzt zwar steigern, aber angesichts der vielen Menschen auf den Wartelisten sind sie immer noch viel zu niedrig. Die oft fehlende Dokumentation der Entscheidung bleibt nach wie vor eine große Herausforderung für Ärzte und Angehörige gleichermaßen.“
Allein am Universitätsklinikum Freiburg warten rund 380 Menschen auf ein oft lebensrettendes Spenderorgan, bundesweit sind es rund 8.400 Menschen. 21 Organspender*innen wurden im Jahr 2023 vom Universitätsklinikum Freiburg erfolgreich vermittelt, bundesweit der höchste Wert. Insgesamt konnten 2023 aus Baden-Württemberg 397 Organe bundesweit sowie im Ausland transplantiert werden: 206 Nieren, 104 Lebern, 45 Herzen, 35 Lungen und 7 Bauchspeicheldrüsen.
Geplante Aktivitäten (Auszug):
- 13. April: Infostand des Bundesverbands der Organtransplantierten in der Freiburger Innenstadt, Kaiser-Joseph-Straße / Schiffstraße
- 25. April, 18.30 Uhr: Abend der Entscheidung(en): Kurzvorträge und Podiumsgespräch mit Betroffenen, Transplantierten und Ärzt*innen des Universitätsklinikums Freiburg im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik, Hugstetter Straße 55, Freiburg
- 27. April: Zahlreiche Aktivitäten rund um den Spieltag des SC Freiburg gegen den VfL Wolfsburg
- 1. Juni: Tag der Organspende auf dem Platz der Alten Synagoge, bundesweite Hauptveranstaltung in Freiburg, weitere Infos folgen
- 3. Juli, 17 Uhr–18.30 Uhr: Infoabend „Organspende für Hausärzt*innen“ im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik durch das Universitätsklinikum Freiburg und die Bezirksärztekammer Freiburg, Anmeldung erforderlich, weitere Infos folgen
- 16. Juli, 19 Uhr: Ethik und Transplantationsmedizin: Podiumsdiskussion über Leben, Tod und Organspende. Weitere Infos und Anmeldung über www.katholische-akademie-freiburg.de
Patientenbeispiel 1:
Anita Singh-Carl (40) litt bereits als Kind unter Nierenversagen. Über ein Jahr musste sie auf eine Spenderniere warten, auch weil ihr Gesundheitszustand teilweise so schlecht war, dass eine Transplantation nicht möglich war. Am 14. Mai 1992 konnte schließlich ein passendes Organ gefunden werden und Singh-Carl wurde mit 11 Jahren nierentransplantiert. 24 Jahre lang funktionierte die Spenderniere einwandfrei. Doch seit 2016 muss die Krankenpflegerin wieder mehrmals wöchentlich zur Dialyse und steht wieder auf der Transplantationsliste: „Jeder Anruf kann der eine Anruf sein, auf den ich warte.“
Patientenbeispiel 2:
An einem Freitag im Juni 2018 kehrte ein bis dahin gesunder und sportlich aktiver 51-jähriger Mann von einer Radtour nach Feierabend nach Freiburg zurück. Zu Hause erlitt er einen Schlaganfall und verlor kurz darauf das Bewusstsein; drei Tage und mehrere Schlaganfälle später wurde der irreversible Hirnfunktionsausfall, auch Hirntod genannt, festgestellt. Die Angehörigen suchten nach einem Organspendeausweis, einem Testament oder einer Patientenverfügung. Doch nichts davon lag vor. Mehrere Angehörige mussten schließlich eine gemeinsame Entscheidung treffen, in der sie sich auf der Grundlage des mutmaßlichen Willens des Verstorbenen für eine Organspende aussprachen. Herz, Leber und Nieren wurden erfolgreich und dauerhaft transplantiert. Ein Organspendeausweis hätte die Angehörigen deutlich entlastet.
Alle Partner der Kampagne #FreiburgEntscheidetSich (Stand 8. April 2024):
• AOK – Die Gesundheitskasse Südlicher Oberrhein
• Artemed (Lorettokrankenhaus / Josefskrankenhaus)
• Aufklärung Organspende Freiburg – AG der Fachschaft Medizin (OFAMED)
• Badenova
• Bundesverband der Organtransplantierten e.V. (BDO)
• Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
• Bündnis 52-Verbändekooperation Baden-Württemberg
• Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)
• Evangelische Hochschule Freiburg
• Evangelisches Diakoniekrankenhaus Freiburg
• Freiburger Turnerschaft von 1844 e.V.
• Freiburger Verkehrs AG (VAG)
• Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg
• Landesapothekerkammer Baden-Württemberg
• Pädagogische Hochschule Freiburg
• PTSV Jahn e.V.
• Selbsthilfebüro Freiburg
• Sport-Club Freiburg e.V.
• Stadt Freiburg
• Stadtbibliothek Freiburg
• Tag der Organspende
• Theater Freiburg
• Universität Freiburg
• Universitätsklinikum Freiburg
• z’Friburg in der Stadt e. V. – Aktionsgemeinschaft für Handel und Gewerbe in der Freiburger Innenstadt