Wird eine chronische Erkrankung diagnostiziert, ist das für die Betroffenen häufig ein Schock. Sie müssen sich in ein neues Leben einfinden, das oft von langwierigen Therapien, Schmerzen und Unsicherheiten gekennzeichnet ist. 

Alles andere als ein Einzelfall

Ca.1,5 Millionen Deutsche, also etwa zwei Prozent aller Erwachsenen, leiden an Rheuma. Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, und jährlich erleiden über 200.000 Menschen eine Neuerkrankung. Aber auch Diabetes, chronische (Rücken-)Schmerzen, psychische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Osteoporose, Tinnitus, Taubheit und Arthritis sind sogenannte „Volkskrankheiten“. Zudem zählen genetisch bedingte Erkrankungen wie das Down-Syndrom oder Mukoviszidose zu den chronischen Erkrankungen.

Die Diagnose erstmal ein Schock. Es wird einem klar, dass es keine Heilung, sondern „nur“ ein Leben mit der Erkrankung gibt. Eine Odyssee von Arztbesuchen unterschiedlicher Disziplinen und Therapien bestimmen von nun an den Alltag.

An eine Rückkehr in den ausgeübten Beruf ist nicht zu denken. Das schränkt sozial ziemlich ein, viele Freundschaften und Kontakte reißen ab, da Verabredungen häufig nicht eingehalten werden können

Das Selbstbild kann einen Riss bekommen

Den meisten Patienten wird sehr schnell klar, dass es keine „Heilung“ gibt. Bestenfalls lässt sich die Erkrankung zum Stillstand bringen und Symptome können gelindert werden. Das ist eine schockierende Nachricht. Das Selbstbild bekommt möglicherweise einen Riss. Viele Therapien sind langwierig, tagesablaufverändernd, anstrengend und/oder unangenehm. Operationen sind gegebenenfalls nötig und verändern das Körperbild. Bewegungen und Mobilität können sich wandeln und die allgemeine Leistungsfähigkeit nimmt möglicherweise ab. Das erschüttert das Leben von chronisch Kranken.

Dazu stellen sich Gefühle der realen oder vermeintlichen Stigmatisierung ein sowie Schuldgefühle, nicht mehr leistungsfähig zu sein. Durch lange Ausfallzeiten im Job kommt es zu wirtschaftlichen Einbußen, Manchmal ist aufgrund der Erkrankung nur noch eine Teilzeitbeschäftigung möglich. Oder es findet eine Umschulung statt oder gar der Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Wenn chronisch Kranke sich auch noch mit der wirtschaftlichen Absicherung ihrer Familie befassen müssen, bindet das zusätzlich Kräfte, die für andere Dinge notwendiger sind.

Ein weiteres Problem für chronisch Kranke: die soziale – teilweise selbstgewählte – Isolation. Aufgrund der Beschwerden können die Patienten eben nicht mehr an bestimmten sozialen Aktivitäten teilnehmen, weil sie zu schwach oder zu müde sind oder einfach Schmerzen haben. Manchmal ziehen sich die Patienten auch von sich aus zurück, um nicht zur Last zu fallen, oder weil sie sich durch ihr verändertes Körperbild (OP-Narben, Hautveränderungen, Gewichtsverlust oder -zunahme usw.) nicht wohl „in ihrer Haut“ fühlen.

Nach ausführlicher Diskussion des vorgenannten Artikels, kamen wir zu dem Fazit: Das einige angesprochenen Punkte selbst erlebt wurden, aber durch den familiären und partnerschaftlichen Zusammenhalt bei allen Teilnehmern eine zufriedenstellende Lösung gefunden wurde. Auch ist die BDO-RG Mittelhessen in den angesprochenen schwierigen Situationen durch ihre aufklärenden Arzt-Patienten-TX-Stammtische, Babbeltreffs und die offene Gesprächsbereitschaft der BDO-Mitglieder oft eine große Hilfe.

Rüdiger Volke

Der nächste Video-Babbeltreff wird am 09.12.2020 stattfinden