Organspende: Zeit für konkrete Maßnahmen 

Die AG Gesundheit und Pflege erklärt in ihrem aktuellen Papier zu den Koalitionsverhandlungen: „Wir wollen die Zahl von Organ- und Gewebespenden deutlich erhöhen und dafür die Voraussetzungen verbessern. Aufklärung und Bereitschaft sollen gefördert werden.“ Solche allgemeinen Absichtserklärungen haben wir in der Vergangenheit bereits oft gehört, doch an der kritischen Situation hat sich kaum etwas verändert.

Diese unverbindliche Formulierung greift deutlich zu kurz und lässt die dringend benötigte Entschlossenheit vermissen. Was in den Verhandlungspapieren fehlt, ist ein klares Bekenntnis zur Widerspruchsregelung – ein entscheidender und längst überfälliger Schritt, der die Situation für tausende wartende Patient:innen nachhaltig verbessern könnte. Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen eindrücklich, dass diese Regelung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Steigerung der Spenderzahlen ist.

Wir vermissen zudem konkrete Aussagen zu zentralen Handlungsfeldern im Bereich der Organspende: Es geht um die grundlegende Optimierung der klinischen Strukturen und Prozesse, damit potenzielle Spender zuverlässig identifiziert werden können. Es braucht spürbare Fortschritte bei Digitalisierung und technischer Unterstützung im Spendeprozess, um Reibungsverluste zu minimieren und Abläufe zu beschleunigen. Die Schaffung von Rechtssicherheit durch bessere Koordination zwischen Bund und Ländern ist ebenso wichtig wie die systematische Erfassung aller potentiellen Spenderfälle durch wirksame Kontrollmechanismen. All diese Aspekte bleiben in den bisherigen Verlautbarungen unberücksichtigt.

Mit großer Sorge blicken wir auf die kommenden Legislaturperiode: Ohne entschlossenes Handeln und mutige Reformen werden die Organspendezahlen weiterhin auf niedrigem Niveau verharren – mit dramatischen Folgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Jeder Tag des Zögerns bedeutet für die rund 8.500 Menschen auf den Wartelisten ein weiterer Tag in Ungewissheit, wobei viele von ihnen die lebensrettende Transplantation nicht mehr rechtzeitig erhalten werden.

An die politischen Entscheidungsträger richten wir daher einen dringenden Appell: Stellen Sie sich Ihrer Verantwortung und setzen Sie sich für eine umfassende Reform der Organspende ein. Es ist Zeit, über Parteigrenzen hinweg gemeinsam zu handeln und die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Jede verlorene Woche kostet Menschenleben. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.