Herr Dr. Bösebeck – Referent des ersten Treffens
1. Gruppentreffen am 31. Mai 2018 von Manja Elle und Pia Kleemann, Berlin
„33 Jahre Wartezeit im Raum“
Ein spannendes sowie zum Nachdenken anregendes erstes Regionalgruppentreffen liegt hinter uns.
Vor einigen Monaten ist die Idee geboren, unsere Berliner BDO-Regionalgruppe wieder zum Leben zu erwecken. Unser Wunsch ist es, einen Austausch mit Gleichgesinnten zu schaffen, aber auch ein Stück auf die aktuellen Missstände der Organspendesituation in Deutschland hinzuweisen und an einer Veränderung mitzuwirken.
Bei der Organisation unseres ersten Treffens spürten wir bereits die ersten Hindernisse. Vor allem die im geringen Maße zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für unsere Gruppe erschwerten es uns, das Treffen auf die Beine zu stellen. Nichtsdestotrotz erreichte unsere Einladung einige Interessierte und wir erlebten ein äußerst interessantes Treffen.
Als ersten Referenten konnten wir Herrn Dr. Bösebeck gewinnen, den geschäftsführenden Arzt der Region Nord-Ost der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Er berichtete über die Situation der Organspende und die der Spendenbereitschaft in Deutschland.
Die Spendenbereitschaft ist in Deutschland seit Jahren konstant hoch (Zustimmung zur Organspende laut aktueller Umfrage der BZgA: 84 %).
Viel zu häufig werden die potentiellen Organspender aus den Entnahmekrankenhäusern in Deutschland der DSO nicht gemeldet. Wo genau liegt dann das Versagen? Bei unserem Treffen wurden uns verschiedene Ideen und Lösungsansätze aufgezeigt. Viele Eingriffe werden zum Beispiel deutlich besser vergütet als eine zeitaufwendigere Hirntodfeststellung sowie die darauffolgende Organentnahme. Des Weiteren gibt es aktuell keine Kontrollen, ob die Klinken ihrer Meldepflicht nachkommen. Weiterhin stellt es sich in der Praxis offensichtlich als problematisch dar, dass die Transplantationsbeauftragten ihr Amt neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit innehaben.
Hierfür gibt es bereits gute Ansätze. In einigen Kliniken stehen an leitender Position Personen, die sich sehr für die Organspende einsetzen. Dies wirkt sich positiv auf die Zahlen der Organentnahmen des jeweiligen Krankenhauses aus.
Diese Perspektive auf das Thema regte alle Teilnehmer zum Nachdenken an. Vorerst machte sich jedoch Enttäuschung breit. Denn bereits bei dieser kleinen Gruppe mit nur fünf Betroffenen im Raum, Wartepatienten und Transplantierte, zählten wir zusammen ungefähr 33 Jahre Wartezeit auf ein Organ. Herr Dr. Bösebeck machte uns damit noch einmal deutlich, wie groß die Not bei uns Patienten mittlerweile ist, ein Spenderorgan zu erhalten.
Was können wir tun, um die Situation zu verbessern?
Im Grunde stehen wir auch hier wieder vor einem gesundheitspolitischen Problem. Die fehlenden Organmeldungen sind damit ein Spiegelbild unseres Gesundheitssystems, welches unter massiven ökonomischen Zwängen steht. Dies bedeutet, dass die Fallpauschalen in den meisten Fällen die tatsächlichen Kosten nicht decken.
Eine der Möglichkeiten, eventuell eine Veränderung zu erreichen, ist eine Zusammenarbeit mit den Transplantationsbeauftragten der Entnahmekliniken. Man muss gemeinsam offen Probleme ansprechen und als Patient einen persönlichen Appell an die Beteiligten hinterlassen, wie wichtig und auch lebensrettend und lebensverändernd ihre Arbeit ist. Hierfür müssen jedoch von politischer Seite her die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Ein weiterer erfolgsversprechender Ansatz ist die Kooperation der verschiedenen Interessensverbände, wie zum Beispiel durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Transplantation und Organspende (BAG-TxO), in der der BDO mitarbeitet.
Fazit ist, nur eine große Anzahl von engagierten Betroffenen kann wirklich was erreichen.