Die Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg greift in ihren Veranstaltungen unterschiedlichste Themen aus Gesellschaft und Kirche auf und bietet allen Interessierten die Möglichkeit, diese auf der Grundlage fundierter Informationen interdisziplinär zu diskutieren. Am 6. November sprach Dr. Judith Beck vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf über ein wichtiges, aber selten behandeltes Thema: die psychologischen Herausforderungen bei Organtransplantationen. Die Berücksichtigung dieser psychologischen Aspekte könne zu einem besseren Langzeiterfolg beitragen.
 
Rund 8.500 Menschen stehen derzeit in Deutschland auf der Warteliste für eine Transplantation. Dem stehen knapp 3.000 (postmortale) Organtransplantationen im Jahr 2023 gegenüber. Die Wartezeit ist bei vielen Patient*innen mit Gefühlen wie Todesangst und der Ungewissheit, ob rechtzeitig ein passendes Organ gefunden wird, verbunden und führt oft zu psychischen Belastungen. Die Referentin betonte, dass diese nicht nur Begleiterscheinungen sind, sondern ebenso zum Krankheitsbild gehören wie z.B. veränderte Blutwerte.
 
Im Folgenden schilderte die psychologische Psychotherapeutin den Behandlungsverlauf von Transplantationspatient*innen anhand von fünf Phasen, die von der Diagnostik und Listung bis zur lebenslangen Nachsorge reichen. Je nach Phase treten unterschiedliche psychische Reaktionen wie Schuldgefühle gegenüber den Spender*innen, Rollenkonflikte innerhalb der Familie, Angst vor Kontrollterminen und Abstoßung des neuen Organs sowie die Auseinandersetzung mit „Spenderphantasien“ auf. Bei letzteren werden vor allem Fragen nach Alter, Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmalen oder Hobbys des/der Spender*in hinterfragt.
 
Bei der Lebendspende sind darüber hinaus weitere psychologische Aspekte zu berücksichtigen. Hier finden gemeinsame Gespräche mit dem Spender-Empfänger-Paar statt, in denen wichtige Situationen vor und nach der Spende besprochen und die Spendemotivation bzw. die Freiwilligkeit des Spenders/der Spenderin überprüft werden.
 
Die Angehörigen spielen in diesem Prozess eine komplexe Rolle. Sie sind einerseits selbst indirekt betroffen und vulnerabel und stehen auf der anderen Seite u.a. als Berater*in bzw. Co-Therapeut*in zur Seite. Sowohl für Patient*innen als auch für Angehörige gibt es vom Bundesverband der Organtransplantierten e.V. wertvolle Informationen.
 
Die Veranstaltung wurde aufgenommen und kann unter https://youtu.be/L8U-AiTpeIg angeschaut werden.
 
Quelle: https://www.katholische-akademie-freiburg.de/_mediathek/rueckschau/detail/nachricht/id/211677-psychologische-herausforderungen-bei-organtransplantationen/?cb-id=12325111