„Hautkrebs vor und nach Organtransplantation – vorbeugen, Diagnose und Therapie“

Vortrag beim Treffen der Regionalgruppe Südbaden in Konstanz

von Waltrude Halboth, Freiburg

Einmal jährlich lädt der BDO Südbaden im Rahmen des Gruppentreffens zu einem Vortrag an den Bodensee in das Klinikum Konstanz ein. Am 27.6.2018 war das Thema „Hautkrebs vor und nach Organtransplantation – vorbeugen, Diagnose und Therapie“ an der Reihe.
Der Termin hatte starke Konkurrenz: Es ging an diesem Tag um die „Wurst“ – die deutsche Fußballnationalmannschaft spielte parallel im dritten Gruppenspiel der WM in Russland gegen Südkorea… Ungeachtet dieses „Events“ konnten die Regionalgruppenleiter Frau Reitz-Nave und Herr Tapp knapp 20 TeilnehmerInnen begrüßen. Alle angemeldeten TeilnehmerInnen waren gekommen.

In unserem Vortrag ging es um die „Wurstpelle“- J – nämlich-um die Haut und die durch Immunsuppressiva geförderte „Chance“ an Hautkrebs zu erkranken – immerhin trifft diese Diagnose 85 % aller Transplantierten nach 10 Jahren!

Dr. Peter Radny (Friedrichshafen), Mitglied im Netzwerk geschulter Hautärzte Onkoderm (www.onkoderm.de), zeigte eindrucksvoll, welche Medikamente von Cyclosporin und Tacrolimus über Mycophenolsäure bis Cortison die Gefahr an Hautkrebs zu erkranken, erhöhen. Auch andere Parameter wie Blutbild, Blutzucker, sekundäre Malignome, Haarausfall bzw. unerwünschten Haarwuchs an unangenehmen Arealen, Zahnfleischverdickung, Nierenschädigung und Blutdruck können z.B. durch Cyclosporin A negativ beeinflusst werden.

Die vergleichsweise neue Medikamenten-Klasse der mTOR Inhibitoren minimiert fast alle unerwünschten Nebenwirkungen. Allerdings können Sie zu Wundheilungsstörungen und stärker als die Calcineurin-Inhibitoren auch zu höherem Cholesterin führen. Da die mTOR-Inhibitoren nicht für alle Arten von Organtransplantationen zugelassen sind und zudem mehr kosten als die Calcineurin-Inhibitoren werden sie leider kaum von Ärzten verordnet. Die Umstellung der bestehenden Medikation auf mTOR-Medikamente wird zu selten in Erwägung gezogen. Die Krankenkassen zahlen die günstigere Medikamentenverordnung.

Bei entsprechender Indikation und Anwendung der Leitlinie können jedoch die Kosten für die Medikation mit mTOR-Präparaten übernommen werden.

Von den Krankenkassen werden die Vorsorgeuntersuchung zur Hautkrebs Früherkennung alle zwei Jahre bezahlt. Viele Hautärzte bestellen ihre transplantierten Patienten jährlich zur Kontrolle ein. Patienten mit Vorstadien oder in der Vergangenheit an Hautkrebs erkrankte Patienten weniger häufig als viertel- oder mindestens halbjährlich zu kontrollieren, hält Dr. Radny für nicht verantwortbar.

Er kämpft an mehreren Stellen, bei Fachverbänden, Gremien und Krankenkassen für eine Verbesserung in der Prävention und Früherkennung von Hautkrebs bei transplantierten Patienten, sowie für die Zulassung von neuen Therapien. Die im Vergleich kleine Patientengruppe der Transplantierten wird nach Meinung von Dr. Radny bei den Entscheidungsstellen der Politik und Krankenkassen als auch in der allgemeinen Bevölkerung viel zu wenig wahrgenommen.

So hat sich die Photodynamische Therapie und hier besonders die „simulierte Tageslicht PDT (SDL-PDT)“ in der Behandlung von speziellen Hautkrebserkrankungen sehr bewährt. Sie ist im Vergleich zur „herkömmlichen Kassenbehandlung“ mit Vereisung und Chemocreme meist schmerzfrei und deutlich effektiver. Von der Kasse wird diese Behandlung noch nicht übernommen. Dr. Radny setzt sich mit hohem Engagement dafür ein, dass diese Therapieform von den Kassen übernommen wird und transplantierten Patienten zu Verfügung steht.

Dreiminütiges Video zur Photodynamischen Therapie (PDT) bzw. zur simulierten Tageslicht-PDT bei hellem Hautkrebs und Aktinischen Keratosen:

https://www.hautarzt-friedrichshafen.de/praxisspektrum/hautkrebs

An dieser Stelle herzlichen Dank an Dr. Radny für seinen unermüdlichen Einsatz!

Das A und O der Hautkrebsvermeidung ist natürlich die Prophylaxe. Damit es die Haut nicht „umhaut“ ist umfassender Sonnenschutz von großer Wichtigkeit. Dr. Radny erklärt diesen an der einfachen „4-H-Formel“: Hut, Hemd, Hose und hoher Sonnenschutzfaktor.

Beim Eincremen – möglichst mit Sonnencreme LSF (Lichtschutzfaktor) 50 –sollen auch bescheidene Menschen DICK auftragen. In diesem Fall gilt: „Viel hilft viel“ – eine Flasche Sonnenmilch sollte bei großzügigem Einsatz einen Sommer nicht überleben!

Dr. Radny weist außerdem darauf hin, besonders an die „Sonnenterrassen“ der Haut: Stirn, Nase, Ohren, Dekolleté, Hände und Füße zu denken; ebenso an Lippenbalsam mit Sonnenschutz.

Zu beachten sei, dass LSF 30 und 50 entgegen landläufiger Meinung nicht heißt, 30-, bzw. 50-mal länger in der Sonne verweilen zu können. Transplantierte sollen die Mittagssonne (zwischen 10 und 15 Uhr) meiden und sich auch mit Sonnenschutz nicht länger als 20 Minuten der Sonne aussetzen. Am besten sollte man sich 30 Minuten bis eine Stunde vor dem Aufenthalt in der Sonne eincremen. Dann haben die Schutzfaktoren Zeit, ihre Wirkung zu entfalten. Außerdem sollte man sich alle zwei bis drei Stunden nachcremen.

Für Wanderungen bei Sonnenschein empfiehlt Dr. Radny entsprechende Kleidung mit der Norm UV 801 (vom Hohensteiner Institut geprüft) für den Lichtschutz und eine Sonnenbrille, die guten UV-Schutz (400 UV) bietet.

Letztendlich rät Dr. Radny – was wir immer wieder hören – auch bezüglich des Hautkrebsrisikos (und Hautinfektionen) auf Händeschütteln und Menschenmassen zu verzichten. Der HPV5 Virus, als ein Beispiel, überträgt sich über die Haut und kann das gefährliche Plattenepithelkarzinom begünstigen.

Drei Möglichkeiten, wie Viren und Bakterien übertragen werden:

1. durch direkten Kontakt

–       mit infizierten Personen (Händeschütteln, Sex)

–       mit verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln

–       oder Berührung infizierter Gegenständen (z.B. Türklinke, Trinkglas)

2. durch Tröpfcheninfektion (Husten oder Niesen)

3. durch Blut (bei Verletzungen, Operationen, Mehrfachbenutzung von Spritzen).

Der Vortrag endete nach zwei Stunden mit einer regen Frage- und Antwortrunde.

Herzlichen Dank für diesen sehr informativen Vortrag an Herrn Dr. Radny und großes Dankeschön an das Vorbereitungsteam Frau Reitz-Nave und Herrn Tapp, die immer ein gutes Händchen haben in der Auswahl der Vortragsthemen und Referenten. Sie sorgen gleichzeitig für eine herzliche Atmosphäre mit Köstlichkeiten fürs leibliche und lieben Worten für das seelische Wohl. Danke!

Herzlichen Dank auch an Herrn Prof. Dr. Hans-Joachim Kabitz (Lungenzentrum Bodensee) für die unentgeltliche Bereitstellung des Lehrsaales und der an diesem heißen Tag besonders wichtigen Getränke und der übrigen Verköstigung. Danken möchten wir auch Frau Gudrun Kast für Ihre Unterstützung bei der Durchführung des Gruppentreffens.

Dr. Peter Radny, Dermatologe aus Friedrichshafen, beim Treffen der Regionalgruppe in Konstanz (Foto © Ulrike Reitz-Nave)

Aufmerksam verfolgen fast 20 Anwesende den Ausführungen von Dr. Radny beim Gruppentreffen der Regionalgruppe Südbaden am 27. Juni 2018 im Klinikum Konstanz (Foto © Ulrike Reitz-Nave)